DieKönige zweier Staaten
waren einmal gut beraten,
in ihren beiden Nachbarländern
des Volkes Stimmung zu verändern.
Sie sahen ihre Macht entschwinden
und mussten eine Lösung finden
für viele Unzulänglichkeiten,
die Ärger und Verdruss bereiten.
„Die Korruption zum Himmel stinkt!“
„Die dicken Reichen werden immer fetter!“
„Die dünnen Armen suchen einen Retter!“
In dicht besiedelten Gebieten
Da sah man schon der Könige Eliten
unter schaurigen Gesängen
als Puppen hoch am Galgen hängen.
Schon hört man mächt’ge Oligarchen
bedrängen unsere Monarchen
man möge fassen den Gedanken
in Bälde von dem Throne abzudanken.
So trafen beide Herrscher sich inkognito
an einem Treffpunkt irgendwo
und überlegten mühsam nun:
„Was soll passiern, was ist zu tun?"
„Ich hab’s!“ rief einer von den beiden,
„wir müssen uns zunächst entscheiden
für das, was in der Not uns eint:
Wir brauchen jeder einen Feind!“
„Ja", nahm der andere auf den Faden,
„so lass uns unsren Völkern raten,
die Schuld den anderen anzulasten,
so wird man uns nicht mehr antasten.“
„Doch wer soll unser Feind denn sein?“
fiel einem von den beiden ein.
Die Lösung kam fast von alleine:
„Ich bin der deine, du der meine!“
Gesagt, getan – man fuhr nach Haus
und dachte sich ‘ne Propaganda aus:
„Die Schuldigen, die sind da drüben!“
„Nein, die wollen Rache an uns üben!“
Gerüchte gingen rund in jedem Land,
die waren gefälscht, doch schnell bekannt.
Im Osten schrie man die Parolen:
„Den Westen soll der Teufel holen!“
Und für den Westen stand schnell fest:
„Dem Pack im Osten geben wir den Rest!“
Und jedes Volk war einig sich:
„Wir machen unsere Grenzen dicht!“
Die Lage droht zu eskalieren
„Was ist zu tun? Was soll passieren?“
vergessen waren Brüder, Schwestern,
das war nun alter Schnee von gestern!
„Die andern tragen Schuld an unsrer Not!“
„Das Beste wär, man schlüg sie tot!“
Die Völker riefen bald nach Waffen:
„Wir werden diese Brut schon schaffen!“
Die Herrscher waren hell begeistert,
denn die Misere schien gemeistert.
Das Volk stand hinter seinem König,
zu essen hat es freilich noch zu wenig.
„Wie kriegen wir den Wohlstand her?“
„Ich hab’s, wir stecken mehr ins Militär!"
„So steigt die Kaufkraft und das Land floriert.“
„Auch die Eliten werden dann hofiert.“
Vergessen war die Korruption,
stattdessen hieß es Produktion!
Man baute Kriegsgerät in Massen,
auch Bunker und Versorgungstrassen,
Die Industrie in beiden Staaten
sie boomt mit satten Steigerungsraten.
Sogar die Oligarchen waren selig
und riefen laut: „Es lebe hoch der König!“
Die Herrscher sonnten sich im Jubel,
und blickten eitel auf den Trubel,
die Lust nach mehr, die brach sich Bahn,
es fiel sie an der Größenwahn,
man könnte doch den andern attackieren,
mit seinen Männern einmarschieren.
Das üble Spiel nahm seinen Lauf
und niemand hielt den Wahnsinn auf.
So kam dann auch, was kommen muss,
am Morgen fiel der erste Schuss.
Wie auf Kommando schlug man los,
das Morden wurde riesengroß.
Die Fronten wogten hin und her,
mal siegte der, mal siegte der.
Die Städte wurden bombardiert
Und bald war jeder ruiniert.
Am Ende schwiegen die Waffen still,
weil keiner sie bedienen will.
Das Leid, das war auf beiden Seiten groß,
Die Armut war der Menschen Los.
Und Opfer gab es auch nicht minder,
darunter viele Greise, Frau‘n und Kinder.
Und die, die überlebten, fragten sich:
„Was soll ich tun, wie rett‘ ich mich?“
...
Nun ist der Krieg schon jahrelang Geschichte,
verstummt auch sind die Hassgerüchte.
Die alten Wunden sind geleckt,
die Narben sorgsam abgedeckt.
Verträge wurden abgeschlossen
mit denen, die man einst beschossen.
Man denkt schon wieder nur an morgen
und plagt sich mit den Alltagssorgen.
Die Kaufkraft sinkt, die Wirtschaft siecht,
nach Korruption es wieder riecht.
Und auch die Oligarchen fangen an zu grollen:
„Es müssen langsam Köpfe rollen!“
Den Oberhäuptern beider Staaten
tat‘s Not erneut sich zu beraten.
Alsbald sie auch zusammen kamen
mit neuen Köpfen, Titeln, Namen.
So traf man sich inkognito
an einem Orte irgendwo
und überlegte mühsam nun:
„Was soll passiern, was ist zu tun?“
…
Und die Moral von der Geschicht?
Feindschaft und Fake-News taugen nicht.
Drum lass uns halten an den Händen
Auf dass wir endlich Frieden fänden.
Anstatt Soldaten, Waffen und dergleichen
Wollen wir uns die Hände reichen!
Eine Menschenkette soll entstehen,
von Westen bis nach Osten soll sie gehen,
zum Zeichen unsrer Solidarität -
denn dafür ist es nie zu spät!