Fachdidaktik Deutsch Vormbaum

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September 2022: Zu philosophisch

Steg am See


Wie geisterhaft im Sinken

und Steigen ist mein Leben.
Stets seh ich mich mir winken,
dem Winkenden entschweben.

Ich seh mich als Gelächter,
als tiefe Trauer wieder,
als wüster Redeflechter;
doch alles dies sinkt nieder.

Und ist zu allen Zeiten
wohl niemals recht gewesen.
Ich bin vergessne Weiten
zu wandern auserlesen.

 

Dieses Gedicht gehört zu den ersten, die Robert Walser als junger Mann in der "Wiender Rundschau" veröffentlichen ließ. Es ist ein sehr hintergründiger lyrischer Text, der im Titel "Zu philosophisch" seinen reflexiven Gehalt gleichsam negativ abzustempeln scheint. Die Auseinandersetzung des lyrischen Ich mit sich selbst schwankt gedanklich zwischen Selbstentfremdung, Selbstkritik und neuer selbstbewusster Ichfindung. Der Walser-Forscher Wofram Groddeck hat zu diesem Gedicht eine lesenswerte Interpretation verfasst: Wolfram Groddeck, Lyrik und Rhetorik. Robert Walsers Gedicht "Zu philosophisch" und Bertolt Brechts "Gleichnis des Buddha vom brennenden Haus". In: Der Deutschunterricht (Friedrich) Nr. 1 / 2022, S. 17-25.

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