Auf einmal wird es menschenleer,
Als blieb die Straße stehn
Im Dunkeln, und man hört nichts mehr
Als immer nur sein eignes Gehn.
Aus dieser abgeschiedenen Welt
Hebt sich im grauen Ton ein Haus.
Halb offen ist das Tor, es fällt
Ein matter Glanz aus ihm heraus.
Und nur der Glanz - sonst tot und leer.
Wie eigentümlich diese Angst,
Mit der du plötzlich immer mehr
Herein und nach der Klinke langst.
Wie eigentümlich dieser Mut,
Mit dem Du nun an nichts mehr denkst,
Auf einmal drin bist und den Hut
An irgend einen Nagel hängst.
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- Veröffentlicht: 19. Oktober 2020
Oktober 2020: Die rote Laterne
Zum Gedichttitel:
Der Text wurde in dem ersten Gedichtband des damals 20-jährigen Hasenclever veröffentlicht. Der Titel deutet auf die Verschränkung zweier anthropologischer Grundthemen hin: Eros und Thanatos. "Die rote Laterne" steht als Wortverbindung einerseits historisch für das Bordell ("Rotlichtmilieu"), anderseits assoziiert man mit ihr das Schlusslicht, das schon in den früheren Jahren des Eisenbahnzeitalters die Rückseite der Fahrzeuge beleuchtete. Die von dort übertragene Bedeutung der "Endstation" findet sich auch heute noch im Sport zur Bezeichnung des letzten Tabellenplatzes wieder.