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- Kategorie: NBG - Schülerbeiträge Kurs 13 (Beitrag hier rein)
- Veröffentlicht: 11. November 2009
Im leeren Sitzungssaal (S.60 – 66)
Nachdem K. im Sitzungssaal eine Rede gehalten hatte, begibt er sich nach einigen Tagen der Ruhe wieder zur selben Zeit dorthin, um seinen Prozess zu beschleunigen. Es stellt sich jedoch heraus, dass er nicht im Saal erwartet wird, denn als er eintritt, findet er keinen der Beamten von seinem letzten Besuch vor. Die einzige anwesende Person ist die Frau, die seine Rede, eine Woche zuvor, unterbrochen hatte. Um was es sich genau bei dem Gespräch handelt, auf das K. sich mit der Frau einlässt, werde ich in folgender Inhaltsangabe erläutern.
Die ersten Worte der Frau machen dem Protagonisten klar, dass an diesem Tag keine Sitzung stattfindet. Auf seine Frage, warum das so sei, antwortet sie ihm nicht, öffnet ihm aber als Beweis die Tür zum leeren Nebenzimmer, in dem einsam ein Tisch mit ein paar Büchern darauf steht. Im Gespräch wird deutlich, dass der Ehemann der Frau Gerichtsdiener ist und dass sie auch den Untersuchungsrichter kennt. K. lässt sich die vermeintlichen Gesetzbücher zeigen und stellt fest, dass es diverse Romane sind. Daraufhin beginnt er an den Beamten, die seinen Prozess führen, ernsthaft zu zweifeln und bittet die Frau, aufgrund ihrer Beziehungen, ihm zu helfen. Langsam stellt er auch an ihr fest, dass sie eine Frau zu sein scheint, die sich mit jedem anderen Mann einlässt, der ein Verlangen nach ihr empfindet. Sie erzählt außerdem vom Untersuchungsrichter, der wider K.’s Eindruck sehr fleißig gewesen ist, denn er hatte, nachdem K. gegangen war, noch bis spät in die Nacht an seinem Bericht über den Prozess gearbeitet. K. bemerkt die groteske Situation, in der er sich mit ihr befindet, denn die Frau gehört zu der Gruppe von Menschen, die er bekämpfen muss; die ihn überhaupt in diese Situation gebracht hat. K. macht der Frau noch mal deutlich, dass ihm der Ausgang des Prozesses völlig gleichgültig ist. Er fürchtet sich nicht davor, denn er glaubt fest daran, nicht gegen das Gesetz verstoßen zu haben und sieht sich als etwas Besseres als die Beamten, die über seinen Fall entscheiden. Gegen Ende zeigt die Frau ihm die seidenen Strümpfe, die der Untersuchungsrichter ihr geschenkt haben soll.
In der Textpassage lernt K. die Frau des Gerichtsdieners kennen und scheint sich auf den ersten Blick gut mit ihr zu verstehen. Die Beziehung ist nicht unwichtig und für den weiteren Verlauf der Geschichte von Bedeutung, da die Frau, durch ihren Kontakt zu einigen Beamten - die den Fall bearbeiten - indirekten Einfluss auf den Ausgang des Prozesses hat. Allerdings scheint sie nicht viel Würde zu besitzen, da sie die Bereitschaft besitzt, sich mit jedem Mann einzulassen.