- Details
- Kategorie: NBG - Schülerbeiträge Kurs 13 (Beitrag hier rein)
- Veröffentlicht: 10. November 2009
Franz Kafka, Der Prozeß:
Inhaltsangabe des Kapitels „Der Student" (S.66-S.74)
In diesem Kapitel wird die Eifersucht des Josef K. auf den Studenten und den Untersuchungsrichter sowie die Rolle der Frau des Gerichtsdieners thematisiert.
K., welcher sich zu diesem Zeitpunkt in der Wohnung des Gerichtsdieners mit dessen Frau unterhält, wird jäh durch das Erscheinen eines jungen Mannes unterbrochen. Es stellt sich heraus, dass es sich um den „ersten Studenten der unbekannten Rechtswissenschaft" (S. 67, Z.7f.) handelt, welchem K. bereits bei seiner ersten Anhörung begegnet war und er geschickt wurde, um die Frau zum Untersuchungsrichter zu bringen. Die Frau des Gerichtsdieners flirtet weiterhin mit K. und beteuert ihm gegenüber, wie grässlich sie diesen Studenten findet (vgl. S.67).
Zum Entsetzen K.s, der bereits plante durch eine Beziehung mit dieser Frau dem Untersuchungsrichter eine auszuwischen (da auch dieser sie begehrt), lässt sie sich jedoch ohne Bedenken von dem Studenten beiseite nehmen und sogar küssen (vgl. S.68).
K. versucht zwar sie sich zurückzuholen, doch der Student trägt sie einfach, nach einem kurzen Wortgefecht mit K., mühelos auf seinem Arm aus der Wohnung, um sie, wie er behauptet, zum Untersuchungsrichter zu bringen.
Die Frau, welche keinerlei Anstalten macht sich gegen den Studenten zur Wehr zu setzen und, im Gegenteil, sogar dem Studenten noch mit der Hand übers Gesicht streichelt, beteuert K. zwar weiterhin leider nichts gegen „dieses kleine Scheusal" (S.69) unternehmen zu können, wehrt K. jedoch ab, als dieser zu einem weiteren Befreiungsversuch ansetzt.
K., der nun die hoffnungslose Lage einsieht, lässt enttäuscht ab und sieht zu, wie der Student die Frau auf den Dachboden bringt, wo sich einige Gerichtskanzleien befinden.
Noch erstaunt über den Aufenthaltsort der Kanzleien begegnet K. dem heraneilenden Gerichtsdiener, der nach seiner Frau sucht. Als K. ihm daraufhin erklärt, was sich eben zugetragen hatte, klagt ihm der Gerichtsdiener sein ganzes Leid: Seine Frau würde ihm andauernd von dem Studenten „weggetragen" und er sei der letzte der sich dagegen wehren könnte (vgl. S. 72/73). Als er K. (schließlich sei dieser ja ein Angeklagter) bittet, den Studenten für ihn zu verprügeln, lehnt dieser schockiert ab, da das seiner Meinung nach ganz und gar nicht dienlich für seinen Prozess sei.
Obwohl K. die Bitte des Gerichtsdieners ablehnt, fragt dieser K. schließlich, ob er eventuell Interesse hätte ihm in die Gerichtskanzleien zu folgen. Dieser stimmt nach kurzem Zögern zu und geht sogleich dem Gerichtsdiener voran die Treppen hinauf.
In diesem Kapitel wird also noch einmal die Abhängigkeit Josef K.s von den Beamten (vor allem dem Studenten und dessen Chef, dem Untersuchungsrichter) deutlich. Außerdem wird die Rolle der Frau des Gerichtsdieners genauer beschrieben: Sie flirtet und „spielt" geradezu mit jedem Mann, hier insbesondere mit ihrem eigenen Mann und K..
Die Absurdität und Unseriosität des unbekannten Gerichts werden durch das Verhalten der zuständigen Beamten und durch den Aufenthaltsort der Gerichtskanzleien (den Dachböden auf denen sie sich grundsätzlich befinden) deutlich.
Von Caroline Seitz