In Schnabelschuhen und im Schnürkorsett
Hat er den Winter überstanden,
Als Schlangenmensch im Teufelskabinett
Gastierte er bei Vorstadtdilettanten.
Nun sich der Frühling wieder eingestellt
Und Frau Natura kräftig promenierte,
Hat ihn die Lappen- und Attrappenwelt
Verdrossen erst und schließlich degoutieret.
Er hat sich eine Laute aufgezimmert
Aus Kistenholz und langen Schneckenschrauben,
Die Saiten rasseln und die Stimme wimmert,
Doch läßt er sich die Illusion nicht rauben.
Er brüllt und johlt, als hinge er am Spieße.
Er schwenkt jucheiend seinen Brautzylinder.
Als Schellenkönig tanzt er auf der Wiese
Zum Purzelbaum der Narren und der Kinder.
März 2020: Der Dorfdadaist
Hugo Balls Gedicht "Der Dorfdadaist" gehört an die dritte Stelle der Gedichtsammlung "Sieben Schizophrene Sonette", die der Autor 1924 Hermann Hesse zum Geburtstag schenkte. Mittels Tagebucheinträgen datiert Eckhard Faul ihre Entstehung auf die Jahre 1923 und 1924.
Hugo Ball im kubistischen Kostüm. Quelle: Hugo-Ball-Stiftung, Primasens