Herbst, der Regenmacher ist da. Vorm Fenster die Fernzüge fegen
Mit dem Fahrtwind die Tropfen vom Geländer entlang der Gleise.
Avanti, dem Neujahr entgegen. Vielleicht bringt ja Winter den Segen.
Früh im Spiegel, wer da? Nach dem Putzen, Zähne zusammenbeißen!
September, der Herbe, greift unters T-Shirt, zerrt an den Haaren.
Härter das Licht, es bewirkt, daß die Blicke, vom Sommer erweicht,
Überall sich an Schnittkanten brechen. „Herr Ober, zwei Klare.“
Im Stadtpark, wie im Gebirge, ist die Baumgrenze schnell erreicht.
Aufwind, Abwind – die City entzieht sich von nun an den Ihren.
Mit grauen Fahnen drapiert, unterwandert von U-Bahn-Schächten,
Lädt sie zum Rückzug, bis sich am Abend die Schritte verlieren.
Trübe Aussicht, vom Dunkel verschluckt zu werden, geächtet
Von einer Witterung, die zum Hausarrest zwingt, von kaltem Beton,
Kaum unterscheidbar von Taubenbrut. Steif bricht man auf,
Steigt in den Tag ein, beherzt, und verschwindet als Ton in Ton.
Terminus, horch, der Gott mit der Tarnkappe, hüstelt und schnauft,
Dicht auf den Fersen. Versprüht seine Keime für alle und keinen.
Grippe und Terror, ist die Parole, an der man den Nächsten erkennt.
Mancher drischt – Feind, komm heraus – auf sein Kopfkissen ein.
Unter all den Erregern, Sarkasmen, hey, fühlst du dich pudelwohl.
Rattenscharf in der Kälte, staunend, wie Zeit alles niederwalzt.
Recht so. Ist Liebe denn nicht dies berauschende Aerosol,
Das den Taumel zur Tanzstunde macht, im Kalender ein Halt?
- Details
- Veröffentlicht: 02. September 2018
September-Elegie 2