Aber es war doch wahr!
Ja, es war wahr,
doch die Wahrheit verging,
wie nach dem alten Lied die Blätter fallen:
was zart und strahlend erst im Frühjahr spross
was stark und groß in Sommerhitze stand
fällt und stirbt.
Neues wird sein
das Alte zerstören
das Alte verzehren
Kraft zu erhalten
um zart und strahlend zu erstarken.
So will’s das alte Lied
Das Imperfekt der Wahrheit
Elisabeth Borchers:
Vom Eindringen des Imperfekts in die Grammatik des heutigen Tages (1992)
Die Erde bricht wie Brot.
Ich gehe zu Grund, klagt das Meer.
Das Feuer, dies sanfte Delirium.
Der Abendhauch sürtzt einen Felsen um.
aus: Elisabeth Borchers: Von der Grammatik des heutigen Tages (1992). In: dies., Alles redet, schweigt und ruft. Gesammelte Gedichte. Ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von Arnold Stadler. Frankfurt (Suhrkamp) 2001, S. 106.
Pieter Claesz, Vanitas mit Geige und Glaskugel (ca. 1628)
Vergänglichkeit