Es hing der Kuli an der Wäscheleine und las mir Gedichte vor, bis das Licht nicht mehr reichte. Ich hörte nicht den genauen Sinn seiner Worte, und er las nicht genau das, was da stand. Aber ich wusste, dass ich es mit einem historischen Moment zu tun hatte, mit einem unentdeckten Genie und einem Tag, an dem ich das Schreiben endgültig ihm überlassen hatte.
Anmerkung: Das vorliegende Gedicht - oder sollte man besser sagen: diese lyrische Kurzepik - wirft einen ermutigenden Blick auf die mögliche sprachliche Kreativität des "eigenen Dachstübchens" und ist - wie ich finde (hier meldet sich der Deutschdidaktiker) - wie geschaffen für einen motivierenden Vorspann zum freien poetischen Schreiben im Sinne der Écriture automatique.
"Der französische Ausdruck 'Écriture automatique' (dt.: Automatisches Schreiben, Automatischer Text) bezeichnet eine Methode des Schreibens, bei der Bilder, Gefühle und Ausdrücke (möglichst) unzensiert und ohne Eingreifen des kritischen Ichs wiedergegeben werden sollen. Das Schreiben erfolgt dabei klassischerweise als manuelles Schreiben mit einem Schreibgerät. Unter Verzicht auf Absichtlichkeit und Sinnkontrolle dürfen sowohl Sätze, Satzstücke, Wortketten als auch einzelne Wörter geschrieben werden. Was ansonsten in Hinsicht auf Orthografie, Grammatik oder Interpunktion als fehlerhaft gilt, kann unter diesen Bedingungen erwünscht und zielführend sein. Wichtig ist allein die Authentizität des Einfalls.
Die Surrealisten propagierten diese schriftstellerische Form der freien Assoziation als eine neue Form der Poesie und der Experimentellen Literatur." zit. aus Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89criture_automatique